Mokume
Gane
Der Name kommt aus dem Japanischen und bedeutet Holzmaserung in Metall.
Man nennt es auch Itame-Game, Kasumi-Game oder Yosefukl. Mokume Game bezeichnet
die metallische Verbindung von Eisen und Stahl direkt miteinander. Der
Ursprung gemusterter und gemaserter Metalle kommt aus der Waffenschmiedetechnik
vor ca. 2000 Jahren. Die Intention war, die Vorteile von Stahl - sehr
scharf schleifbar und langlebig - mit den Vorteilen von Eisen - flexibel
- zu verbinden.
Die Europäer fanden diesen hochwertigen "Stahl" erstmals in Damaskus (Damaststahl)
6. Jhdt. Auffällig war das geflammte, wellenartige Muster. Es war Wootzstahl,
ein Gießstahl aus Indien. Mit dem Islam kam der Stahl in den Nahen Osten,
nach China und nach Indonesien.
Der Wootzstahl entstand durch schmelzen von Eisen im Holzkohlenfeuer und
dem Abkühlen im geschlossenen Tigel. So entstanden Stellen mit unterschiedlichem
Kohlenstoffgehalt 1,5 % - 2,1 % , die sich durch kristalline Dendriten
zeigen. die holzähnliche Maserung ergibt sich durch Abtragen, Schmieden
und Ätzen. Dieser Stahl wurde heute getestet und es ergab sich eine höhere
Festigkeit und Duktilität, als bei dem heute im Fahrzeugbau verwendeten
Stahl.
Die folgende Technik - das Feuerverschließen als Weiterentwicklung - fand
den Höhepunkt im Kris geschwungener malaysischer Dolch aus dem 13. Jhdt.
Dabei werden sandwichartige Pakete aus Stahl und Weicheisen verwendet,
die dann gefaltet und geschmiedet werden. Der erste laminierte Rohstahl
lässt sich auf das 1. Jhdt. v.Chr. aus China datieren. Die Weiterentwicklungen
entstanden aber unabhängig voneinander in Europa und Asien. Das Verschweißen
von NE-Metallen lässt sich auf Denbal Shoami (1651-1738) zurückführen.
Es sind sehr fein gemusterte und meisterlich gearbeitete Schwertschilde
erhalten, die aus Gold, Silber, Kupfer und Shakudo bestehen. Shakudo ist
eine Legierung aus 2,5 % bzw. 10 % Gold und Kupfer.
Diese Shakudo aus Nichteisenmetalle und deren Legierungen sind in der
Urtechnik ohne Lot und Flussmittel hergestellt, traditionell in der Esse
bei hoher Glut ohne Flussmittel in einem Arbeitsgang.
Weitere besondere japanische Legierungen sind
Shibuchi aus Ag und Cu 40 : 60
Shiro Shibuchi aus Ag und Cu 60 : 40
Die Kupferlegierungen hatten den Vorteil, dass sie sehr gut einfärbbar
und ätzbar waren kein weiteres Anlaufen und Verändern der Farbe , in Japan
verfügbar und daher günstig waren. Traditionell wurde mit Grünspanlösung
oder Kupfersulfat Rokusko gefärbt.
Warum entwickelte sich diese Form des Mokume Gane in Japan?
Es gab in Japan eine hochgradig entwickelte Kunst der Schwertgestaltung
und ein hohes Fachwissen in der Metallurgie. Durch große Schulen existierte
ein reger Informationsaustausch.
Warum kannte diese Technik sonst niemand auf der Welt?
Da Japan bis 1853 eine isolierte Insel und Wissen und Können streng gehütete
Geheimnisse waren, die nur an Japaner weitergegeben werden durften, drang
diese Technik nicht nach außen. Des weiteren wurde Mokume Gane nur für
traditionelle Arbeiten in der Schmiedekunst verwendet Tsuba - Stichblatt
, ein Bereich, der in anderen Ländern durch Feuerwaffen immer mehr verdrängt
wurde.
Wie
kam Mokume Gane nun zum Schmuck?
In Europa war der Schmuck in der industriellen Revolution darauf reduziert,
schnell herstellbar, rationell und billig zu sein, quasi Massenware zu
werden - ohne Emotionen und alchimistisch anmutendes Handwerk. Zwar ging
der Jugendstil und Konstruktivismus nicht spurlos an der Schmuckkunst
vorüber, aber der Aspekt der Geldanlage war wichtiger.
Die hiesige europäische Technik des Mokume Gane für den Schmuck beginnt
Ende der 60er Jahre. Der Schmuck fand Anschluss an die künstlerische Entwicklung,
die in erster Linie daraus bestand, die Anatomie jeder Kunstform zu forcieren.
Die Tendenz ging "back to the basic", wobei Funktionalität statt bloße
Verzierung in den Vordergrund trat.
In den 70er Jahren experimentierte man mit allen möglichen Materialien,
Stilen und Techniken. Mokume Gane wurde dann in den USA wiederentdeckt
und mit wissenschaftlicher Gründlichkeit wetierentwickelt.
Hiroko Sato und Gene Piganowski starteten Experimente mit Lot und unbefriedigenden
Ergebnissen. Man ging nach Japan, um die traditionellen Methoden zu erlernen
und entwickelte sie, zurück in den USA, weiter, und schuf Schmuck und
Gerät. Davor waren nur die Schwertschilde aus Mokume Gane [Tsubas] bekannt.
Ein weiterer Schmuckkünstler war George Sayer und Steven D. Kretschmer,
beide USA. Sie entwickelten 1980 stempelfähiges Material ohne Lot.
Allister McCullam [England] ging 1978 ebenfalls nach Japan und schmiedete
in den 80er und 90er Jahren wunderschöne Gefäße.
Birgit Laaken aus den Niederlanden lernte von ihm. Ich lernte diese Technik
vor 4 Jahren bei Georg Holdermann. Es ist also für den Schmuckbereich
eine sehr junge Technik.
Zur Technik:
Dünne Schichten von NE-Metallen sollen miteinander verschweißt werden.
Die einzelnen Bleche, um 0,3 mm, müssen extrem sauber sein, d.h. sie müssen
fettfrei und staubfrei sein. Sie werden gestapelt. Auf die Sandwichpakete
werden Titanbleche gepresst, damit kein Sauerstoff zwischen den Blechen
bleibt. Das vermeidet die Oxidation.
Dann werden die Bleche traditionell in der Esse ohne Flussmittel und Lot
in einem Arbeitsgang verschweißt, heute aber auch mit einer offenen Flamme,
die das gesamte Paket umspült.
Das von den Oxiden befreite Paket wird mit dem Gummihammer auf einer Eisenplatte
durch-"geschmiedet". Dabei zeigen sich evtl. Löcher, die dann noch einmal
verschweißt werden müssen.
Bei dem Verschweißen ist der Liquidus- und Soliduspunkt der verschiedenen
Metalle extrem wichtig. Er sollte sich um mindestens 50 ºC unterscheiden.
Auch der Ausdehnungskoeffizient ist wichtig. Bei fast allen Edelmetallen
liegt er durchaus im Rahmen, nur Platin fällt aus der Liste heraus. Daher
führt es hier häufig zu einem Auseinanderreißen der Verbindung - spätestens
bei dem Schmiedevorgang. Durch diesen Schmiedevorgang fallen ebenfalls
Metalle heraus, nämlich die, die stark aushärten [Pall 500/ooo, Nickel,
Weißgold, Neusilber CuNiZn]. Man muss sich aber die Metalle gut aussuchen.
Durch feilen, fräsen, bohren oder auftiefen werden die Schichten durchbrochen.
30 bis 40 % Materialverlust muss man einrechnen.
Nun muss der Barren geschmiedet werden, bis er plan ist. Es bleiben höchstens
20 bis 30 % der Materialstärke erhalten - sprich: von 4 mm Stärke bleiben
ca. 1 mm. Diese Arbeitsschritte verlangen jeder für sich, wegen fehlender
historischer Erfahrung, viel Freude am Experimentieren. Die Mustervielfalt
scheint endlos aber nicht oder kaum planbar zu sein.
Jede Endbearbeitung [schmirgeln, polieren] des Schmuckstückes kann das
Muster verändern.
Wer nicht mit Rückschlägen, fehlerhaftem Material und vergeudeter Arbeitszeit
leben kann, sollte sich von vornherein mit dieser wunderschönen Technik
nur in der Literatur oder im Schaufenster eines Goldschmiedes beschäftigen.
|
Zurück
|
|